Skip to main content

Als es um das Thema HVO geht, legt Jan Eike Blohme-Hardegen, Leiter des Bereichs Umwelt am Hamburg Airport, gleich begeistert los. Nach wenigen Wörtern wird klar, dass hier nicht nur ein waschechter Hanseat zu erkennen ist, sondern auch bekennender Befürworter von HVO-Kraftstoffen. Und wie sich im Laufe des Interviews zeigen soll, ist dies insbesondere auf den überzeugenden Einsatz des Kraftstoffes in der Praxis zurückzuführen.

Seit dem Jahr 2009 ist Blohme-Hardegen für den Flughafen Hamburg tätig und leitet aktuell den Bereich Umwelt. Damit ist er in einem der wohl spannendsten und in jüngster Zeit auch herausforderndsten Ressorts des Flughafens tätig. „Ab 2035 wollen wir am Flughafen Hamburg komplett CO2 frei arbeiten – diese Net-Zero-Strategie ist elementarer Bestandteil meiner Arbeit“ sagt Blohme-Hardegen im Interview mit eFUEL-TODAY.

Jan Eike Blohme-Hardegen, Leiter des Bereichs Umwelt am Hamburg Airport – Nicht nur ein waschechter Hanseat, sondern auch bekennender Befürworter von HVO-Kraftstoffen © Hamburg Airport

Wenn es um die tatsächliche Anwendung von HVO in der täglichen Praxis geht, kann der Flughafen Hamburg auf einen derzeit fast einzigartigen Erfahrungsschatz zurück blicken, denn seit 2016 läuft jedes dieselbetriebene Fahrzeug am Hamburger Flughafen mit 100% HVO.

Vor dem Hintergrund die tatsächlichen Potenziale von HVO und die Erfahrungen im Umgang mit dem umweltfreundlichen Kraftstoff in der Praxis auszuloten, haben wir mit dem Hamburger Flughafen ein Interview geführt.

Interview über die Verwendung von HVO im Flughafen-Betrieb

eFUEL-TODAY: Was waren für Sie die ausschlaggebenden Argumente dafür, HVO-Produkte in Ihrer Flotte zu verwenden?

Blohme-Hardegen: Zuerst einmal muss man an dieser Stelle sagen, dass der Flughafenbetrieb, gerade im Heavy-Duty Bereich und beim Ground-Support-Equipment, nicht ohne dieselbetriebene Fahrzeuge und Maschinen auskommt. Vor dem Hintergrund der notwendigen und ehrgeizigen Einsparungsziele von CO2 musste also für diese Anwendungen ein alternativer Kraftstoff gefunden werden, der praktikabel und vor allem auch verfügbar ist.

Für den Einsatz von HVO am Hamburger Flughafen haben in erster Linie technische Aspekte gesprochen. HVO ist dem konventionellen Diesel in technischer Hinsicht schlichtweg deutlich überlegen. HVO lässt sich Sommer wie Winter besser lagern. Darüber hinaus haben wir einen messbaren Minderverbrauch über den gesamten Fuhrpark hinweg messen können – circa 3% bis 7% Einsparung im Kraftstoffverbrauch.

Das natürlich stärkste Argument für den Einsatz von HVO ist die Umweltbilanz. Die Umstellung auf HVO führte zu einer Reduktion von elementarem Kohlenstoff um 40%, bei der innermotorischen Verbrennung war eine Reduktion um bis zu 15% messbar. Ultrafeine Partikel konnten durch die Umstellung sogar um 99% verringert werden.

Seit wann nutzen Sie HVO-Produkte?

Als der Hamburger Flughafen im Jahr 2013 das „Mobilitätskonzept 2020“ verabschiedet hat, wurde deutlich, dass zeitnah der fossile Diesel in der Flotte ersetzt werden muss. Im Jahr 2015 haben wir dann 10.000 Liter C.A.R.E. Diesel kommen lassen, um damit eine ausgewählte Fahrzeugflotte testweise zu betreiben. Zu diesen Fahrzeugen gehörten unter Anderem Mercedes-Benz Sprinter, Hubtransporter und diverse andere Sondergeräte und PKW.

Seit 2015 in den Tanks: C.A.R.E. Diesel von TOOL-FUEL aus Hamburg © Hamburg Airport

Alle Fahrzeuge wurden vor den breit angelegten Tests gewartet, um eine solide Ausgangssituation zur Beurteilung der Praktikabilität zu schaffen. Schnell wurde dabei deutlich, dass sich durch die Umstellung auf den C.A.R.E. Diesel diverse Vorteile ergaben. Es kam zu einem deutlichen Rückgang der Sonderserviceintervalle, und auch positive Umwelteinflüsse waren messbar. Neben der Einsparung von 40% des elementaren Kohlenstoffes war auch eine Reduktion ultrafeiner Partikel von 99% messbar. Dies hat eine deutliche Verbesserung der Luftqualität auf dem Rollfeld zur Folge. Nach diesen positiven Beobachtungen wurde die Betriebstankstelle auf dem Flughafen dann im Oktober 2016 vollständig auf HVO umgestellt. Seither laufen alle dieselbetriebenen Fahrzeuge und Geräte am Hamburger Flughafen problemlos mit HVO.

Für welche Anwendungsbereiche nutzen Sie derzeit HVO-Produkte und welche Produkte sind dies genau?

HVO wird am Flughafen in Hamburg in allen Fahrzeugen genutzt, die dieselbetrieben sind. Da es sich bei Flughafenequipment meist um Fahrzeuge handelt, die in Kleinserien von wenigen hundert Fahrzeugen hergestellt werden, ist der Dieselmotor noch recht stark vertreten.

Im Flughafen selbst, also beispielsweise im Gepäckumschlag, werden Fahrzeuge, wie die Gepäckschlepper, mit Erdgas betrieben. Dies ist notwendig, da diese Fahrzeuge unter anderem in geschlossenen Räumen zum Einsatz kommen.

Ziegler Z8 – die größten Fahrzeuge, die der Airport mit HVO betankt © Hamburg Airport

Gibt es seit Umstellung nennenswerte technische Beobachtungen positiver sowie in negativer Art?

Aus technischer Sicht haben sich durch die Umstellung auf HVO ausschließlich positive Effekte gezeigt. Dies beginnt bei scheinbar trivialen Themen, wie der Lagerung. HVO hat eine deutlich geringere Wassergefährdungsklasse. Somit ist der Umgang bei der Lagerung und der Betankung deutlich weniger umweltgefährdend.

Im Rahmen des tatsächlichen Betriebes der Fahrzeuge ist vor allem der Rückgang der Sonderserviceintervalle auffällig. Im Flughafenbetrieb fahren manche Fahrzeuge Ultrakurzstrecken von deutlich unter 100m. Diese Fahrzeuge, beispielsweise MB Sprinter, erreichen so gut wie nie ihre Betriebstemperatur. In der Vergangenheit und beim Betrieb mit fossilem Diesel waren deshalb Sonderserviceintervalle notwendig und dies teilweise im 2-Wochen Takt. Seit Umstellung auf HVO haben wir besonders mit diesen Fahrzeugen deutlich weniger technische Probleme.

Welche Mehrkosten hat die Umstellung auf HVO-Produkte mit sich gebracht?

Die reine Umstellung der Betriebstankstelle hat vergleichsweise geringe Kosten mit sich gebracht. Natürlich war es im Zuge der Umstellung notwendig, die Tanks reinigen zu lassen. Dichtungsmaterialien der gesamten Tankstelle mussten nicht umgerüstet werden, hier war alles schon HVO-ready.

Der wesentliche Aspekt der Mehrkosten ist natürlich die Kraftstoffbeschaffung, wobei man hier sagen muss, dass sich diese stark relativiert aufgrund der gesunkenen Total-Costs-of-Ownership. Unter’m Strich hat sich die Umstellung auf HVO, was die Kosten angeht, sogar gelohnt! Dazu geführt haben die geringeren Servicekosten der Geräte – alleine die Regeneration der Diesel-Partikelfilter der Bodenstromanlagen ist sehr kostspielig – sowie langfristige Lieferverträge, die der Flughafen Hamburg mit den Lieferanten von HVO ausgehandelt hat, wirken sich positiv auf die Kosten aus. Neben den ökologischen und klimapolitischen Anreizen spricht am Ende also auch die Wirtschaftlichkeit für HVO.

Planen Sie in Zukunft die Nutzung von HVO noch weiter auszubauen?

Wir haben das Maximum erreicht, der Hamburger Flughafen hat seit Oktober 2016 keinen Tropfen fossilen Diesel mehr verbraucht. Dies ist fester Bestandteil unserer Net-Zero-Strategie. Wenn Diesel am Flughafen, dann nur HVO.

Können Sie beziffern, wie viel CO2 durch die Verwendung von HVO in Ihrer Flotte eingespart werden kann?

Der Hamburger Flughafen hat im Jahr 2022 rund 630.000 Liter HVO verbraucht. Dies entspricht insgesamt einer Reduktion von fossilem CO2 in Höhe von 1.500 t im Vergleich zu herkömmlichem Diesel. Dabei war es uns von Anfang an wichtig, dass wir auf HVO zurück greifen, der komplett frei von Palmöl und Palmölderivaten ist. Unser Lieferant stellt uns hier einen eigens kreierten Kraftstoff zur Verfügung, der genau auf unsere Bedürfnisse und Anforderungsbereich zugeschnitten ist.

> Mehr zum Thema Nachhaltigkeit am Hamburg Airport


Bildinhalte: © Hamburg Airport

Kommentar abgeben