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Versorgungssicherheit in Deutschland

Wie sicher ist unsere Versorgung mit Heizöl, Diesel, Benzin, Gas und Kerosin? Kann der deutsche Energie-Markt langfristig mit Konflikten wie dem Ukraine-Krieg umgehen? eFUEL-TODAY klärt auf.

Wie sicher ist unsere Energieversorgung?

Diese Frage hat sich gerade im Zuge des russischen Angriffs auf die Ukraine fast jeder gestellt. Wir wollen das Thema hier erst einmal allgemein klären: Welche Energieträger und welche Mengen braucht Deutschland? Und dann schauen wir uns die Versorgungssicherheit im Bereich der flüssigen Energieträger an: Also primär nicht Erdgas – davon reden im Moment alle, wenn es um Nordstream 2 oder 1 geht – sondern Benzin, Diesel, Heizöl und Kerosin.

Vorweg: Unsere Energieversorgung ist durch viele Vorkehrungen gesichert: Im Bereich Strom gibt unterschiedliche Möglichkeiten der Stabilisierung des Netzes, die bereits mit der zunehmenden Einspeisung fluktuierender – also nicht kontinuierlich verfügbarer – erneuerbarer Energien wie Wind und Sonne erprobt bzw. ausgereizt werden. Im Bereich gasförmiger Energieträger wird derzeit eine Regelung zur Sicherstellung ausreichender Mengen diskutiert, um eine zu geringe Versorgungslage insbesondere vor dem nächsten Winterbeginn zu verhindern.

Im Bereich der flüssigen Energieträger wie Rohöl, Diesel, Benzin wurde als Reaktion auf die Ölkrisen in den 1970er Jahren die seit den 1960er Jahren bereits in Anfängen bestehende Bevorratung ausgebaut und gesetzlich verankert. Innerhalb der Europäischen Union kann jedes Mitgliedsland selbst entscheiden, wie es die Bevorratung organisiert. Auch im Rahmen der Internationalen Energieagentur (IEA) hat sich Deutschland zur Vorhaltung eines Ölkrisenvorsorgesystems verpflichtet.

Erdöl ist der wichtigste Energieträger in Deutschland. Im Jahr 2021 stammte laut AG Energiebilanzen (AGEB) knapp 32% der hier verbrauchten Primärenergie aus Mineralöl.

Wie wird die Bevorratung von Erdöl sichergestellt?

Der Erdölbevorratungsverband (EBV) hat die gesetzliche Aufgabe, für den Fall von Versorgungsstörungen Erdölerzeugnisse für mindestens 90 Tage vorrätig zu halten. Das heißt, es werden Rohöl, Benzin, Diesel, Heizöl EL (sogenanntes Leichtes Heizöl) und Kerosin in verschiedenen Kavernen und Tanklagern über das gesamte Bundesgebiet verteilt gelagert. Kommt es zu einem Engpass, stellt der EBV auf Anweisung des Wirtschaftsministeriums seinen Mitgliedern einen Teil der Bevorratung zur Verfügung und diese können sie am Markt zu den dann jeweils geltenden Preisen anbieten. Die eingelagerten Bestände müssen regelmäßig auf ihre Qualität geprüft und ggf. aufgefrischt werden. Finanziert wird die Erdölbevorratung nicht über öffentliche Mittel, sondern vorrangig über die Mitgliedsbeiträge der im EBV vereinten Mineralölunternehmen, deren Mitgliedschaft verpflichtend ist. Der gesamte Vorrat an Rohöl und Mineralölprodukten ist allerdings noch wesentlich größer, denn Unternehmen, die diese Produkte für ihre Tätigkeit brauchen – wie zum Beispiel Raffinerien – halten darüber hinaus auch noch eigene Bestände.

E-Fuels leisten einen Beitrag zur Versorgungssicherheit

Die fossilen Energieträger Erdgas und Erdöl zu ersetzen wird eine Mammutaufgabe. Die Folgen der Abhängigkeit von einem Energielieferanten und einem Energieträger werden uns im Moment vor Augen geführt. E-Fuels können helfen, die Energiequellen zu diversifizieren und die Energieversorgung auf viele Quellen und Lieferanten zu verteilen. Dazu wird die Infrastruktur für die Herstellung der E-Fuels konsequent weiter ausgebaut, auch wenn insbesondere die politischen Rahmenbedingungen für einen industrielle Produktion von synthetischen Kraftstoffen noch nicht überall gegeben sind.

Die aktuelle Situation sowohl an den Zapfsäulen als auch geopolitisch beweist: Bei der Versorgung mit Energie – also auch mit flüssigen Energieträgern – muss auf Vielfalt geachtet werden: Wir brauchen verschiedene Energieträger und verschiedene Energielieferanten. E-Fuels und synthetisch erzeugte Kraft- und Brennstoffe eignen sich hervorragend, diese Unabhängigkeit herzustellen! Sie können viel Energie aufnehmen (hohe „Energiedichte“), sind leicht transportierbar, die Infrastruktur dafür ist vorhanden, man kann sie jetzt schon verwenden und muss nicht die gesamte Antriebstechnik ändern, sondern kann sie beimischen. So wird Mobilität nach und nach grüner. Und das Beste: ihre Umweltleistung ist besser als die von Elektroautos, und die Effizienz ist mindestens genauso gut.

Versorgungssicherheit: Fakten und Interviews

“Eine besorgniserregende Situation, doch kein Grund jetzt Heizöl zu hamstern”

Dr. Hans WenckGeschäftsführer des AFM+E, dem Aussenhandelsverband für Mineralöl und Energie

Derzeit ist es noch fraglich, inwieweit die Importe von Erdöl und Erdgas sowie Ölprodukten aus Russland durch den Krieg in der Ukraine beeinträchtigt werden. Im Falle ausbleibender Lieferungen werden die Preise für Produkte wie Heizöl aber ansteigen. Zum Teil kann dieser Rückgang an Heizölimporten aus Russland aber durch Importe aus anderen Ländern augefangen werden. Verbraucher sollten bei Bedarf die Heizöltanks moderat befüllen und nicht anfangen, Heizöl zu hamstern. Hierfür besteht keine Veranlassung.

“Mich hat es bereits seit längerem verwundert, dass in den öffentlichen Gesprächen und Narrativen zur Energiewende die Versorgungssicherheit eine so geringe Rolle gespielt hat”

Frank SchaperGeschäftsführer des MEW, Geschäftsführer UTV e.V.

In dem Interview geht es um die Bedeutung der Erdölbevorratung für die Versorgungssicherheit in Deutschland. Unter Erdölbevorratung versteht man eine staatlich koordinierte Bevorratung von flüssigen Energieträgern, auf die im Falle einer länger anhaltenden Versorgungskrise zurückgegriffen werden kann. Die Reserve muss für 90 Tage reichen, Deutschland mit Erdölprodukten zu versorgen.

“Der Staat muss jetzt etwas tun. Welche Steuer oder Abgabe er senkt, ist egal. Hauptsache wir haben eine deutliche Reduzierung der Abgabenlast für die Autofahrer”

Stephan ZiegerGeschäftsführer des Bundesverbands freier Tankstellen (bft)

Im Interview beschreibt Stephan Zieger, dass davon auszugehen sei, dass die Preise für Kraftstoffe noch etwas steigen werden und dass der Staat hier durch die Senkung der Abgabenlast zur Entlastung der Autofahrer beitragen muss. Zudem sei durch die zielgerichtete Umleitung der Warenströme denkbar, damit zeitnah wieder ausreichend Ware zum richtigen Zeitpunkt zu vernünftigen Preisen an den Zapfsäulen der Tankstellen zur Verfügung stehen und die Preise damit wieder sinken.

Welchen Beitrag können E-Fuels zur Versorgungssicherheit leisten?

Was sind E-Fuels?

Als E-Fuel bezeichnet man alle Arten von Kraftstoffen, die mit der Hilfe erneuerbarer Energien künstlich (also synthetisch) hergestellt werden. Im Herstellungsprozess wird dabei der mit grünem Strom hergestellte Wasserstoff mit CO2 aus der Luft oder Industrieprozessen angereichert (z.B. mittels Carbon Capturing) und in einem chemischen Verfahren zu einem Kohlenwasserstoff verarbeitet, der als Grundbaustein für flüssige Kraftstoffe fungiert. Im Unterschied zu fossilem Erdöl ist dieses synthetisch hergestellte Rohöl aber eben frei von fossilen und damit endlichen Ressourcen. Die so hergestellten E-Fuels sind in der Gesamtbetrachtung als CO2-neutral einzustufen, da bei Ihrer Herstellung genau so viel CO2 aus der Atmosphäre im Kraftstoff gebunden wird, wie später bei der Verbrennung wieder emittiert wird. Sofern für die Herstellung von E-Fuels grüner Strom verwendet wird, ist der CO2-Kreislauf geschlossen. Im Vergleich zu herkömmlichen Biokraftstoffen stehen E-Fuels zudem nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion, da keine Ackerflächen für den Anbau von Biomasse benötigt werden.

Wofür brauchen wir E-Fuels?

Die angespannte Versorgungslage mit Mineralölprodukten und Rohöl aufgrund des Krieges in der Ukraine versetzt den Markt für flüssige Brennstoffe und Gas weltweit in Unsicherheit. Handelsbeschränkungen und Sanktionen gegen Russland decken auf, wie empfindlich die deutsche und europäische Wirtschaft von Lieferengpässen auf dem Markt von fossilen Brennstoffen betroffen sein kann. Es stellt sich die Fragen, ob wir die Abhängigkeit von Importen aus Russland verringern könnten, wenn wir in der Herstellung von synthetischen Brennstoffen wie E-Fuels besser aufgestellt wären?

E-Fuels haben das Potenzial, ein elementarer Tragpfeiler einer nachhaltigen und grünen Energieversorgung zu werden. Denn neben den Bestandsfahrzeugen können auch vorhandene Versorgungs-, Distributions- und Lagerinfrastrukturen mit E-Fuels weiterhin genutzt werden. Bei ausreichender Verfügbarkeit können also innerhalb kürzester Zeit die oben genannten Sektoren mit CO2-neutralen Kraftstoffen betrieben werden, ohne dass dafür zuerst neue Fahrzeuge oder Antriebstechniken produziert werden müssen. Darüber hinaus sind flüssige Energieträger nach wie vor die einfachste Art, Energie verlustfrei und auch über einen längeren Zeitraum zu speichern und über größere Distanzen hinweg zu transportieren, was gerade in Krisenzeiten wie dem Ukraine-Konflikt ein absoluter Vorteil sein kann.

Wie werden E-Fuels hergestellt?

Die Herstellung von E-Fuels ist verhältnismäßig einfach. E-Fuels werden prinzipiell aus CO2 und Wasser hergestellt, es wird kein Erdöl für die Herstellung benötigt. Im Herstellungsprozess der E-Fuels werden jedoch die chemischen Moleküle, aus denen fossiles Erdöl besteht, einfach nachgebaut. Mit diesem „im Labor“ synthetisch hergestellten Rohöl-Substitut können dann die gängigen Kraftstoffe wie Benzin oder Diesel in herkömmlichen Raffinerien werden.

Ein Prozess für die E-Fuel Herstellung ist die Fischer-Tropsch-Synthese. Hier wird der Wasserstoff mit Kohlendioxid kombiniert und über mehrere Schritte zu einem flüssigen Kraftstoff synthetisiert. Es gibt darüber hinaus den Weg über die sog. Methanisierung. Es sind unterschiedliche Verfahren zur Herstellung von synthetischen Diesel- und Kerosin- bzw. Benzinkomponenten. Die Abbildung zeigt das schematisch. Hier findest du weitere Infos zur Herstellung von E-Fuels.

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