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Darum sind E-Fuels heute so relevant

Die Gestaltung einer nachhaltigen Energieversorgung und einer nachhaltigen Mobilität ist wohl eine der größten Aufgaben, vor der wir als Gesellschaft aktuell stehen. Diese Aufgabe stellt eine globale Herausforderung dar und bedarf als solcher vielschichtiger Lösungsansätze. Experten sind sich dabei einig: Für eine klimafreundliche Lösung müssen wir unterschiedliche Technologien nutzen.

E-Fuels haben das Potential, ein zentraler Bestandteil einer sauberen Energieversorgung mit flüssigen Kraft- und Brennstoffen zu sein. Die globale Bestandsflotte mit Verbrennungsmotoren kann unter Einsatz von E-Fuels erheblich zum Klimaschutz beitragen – und das sofort! Für manche Bereiche, wie für die Luft- und Schifffahrt, gibt es sogar keine andere Alternative. Doch was sind E-Fuels genau und wie werden sie hergestellt?

Exkurs: Kohlenwasserstoffe

Die Nutzung fossiler Energieträger katalysierte die industrielle Revolution und ist somit seit nunmehr über 200 Jahren die Grundlage für technische Entwicklung und den damit einhergehenden Wohlstand gewesen. Die schädlichen Nebenwirkungen der Nutzung fossiler Energie sind heute unstrittig und durch die Forschung belegt. Ebenso unstrittig ist die langfristige Notwendigkeit den immer weiter wachsenden Energiebedarf auf der Erde aus erneuerbaren Quellen zu decken. Allgemein gilt es also den fossilen Energieträgern allmählich den Rücken zu kehren ohne dabei Einbußen auf Kosten des allgemeinen Wohlstandes zu riskieren. Was aber nach über zwei Jahrhunderten Nutzung fossiler Energie geblieben ist, sind die vielen wesentliche Vorteile dieser Energieträger.

Die Energie steckt in den herkömmlichen fossilen Brenn- und Kraftstoffen in Form von Kohlenwasserstoffen. Bei der Verbrennung dieser chemischen Verbindungen aus Kohlen- und Wasserstoff wird Energie in großen Mengen freigesetzt. Zu den Vorteilen der in Kohlenwasserstoffen gebundenen Energie zählt deren gute Speicherbarkeit, die leichte Transportierbarkeit auch über weite Strecken hinweg, die Sicherheit der Nutzung und die Tatsache, dass bereits eine gesamte funktionierende Infrastruktur im Bereich Energie existent ist.

Was sind E-Fuels?

Der Grundbaustein eines jeden Kraftstoffes ist Kohlenwasserstoff, also eine Verbindung aus Kohlenstoff und Wasserstoff. Um ein E-Fuel nachhaltig herzustellen, benötigt man grünen Wasserstoff und Kohlenstoff. Diese chemische Verbindung wird einfach synthetisch erzeugt.

Erste Zutat: Grüner Wasserstoff

Wasserstoff wird in erster Linie durch ein Elektrolyseverfahren gewonnen, in dem Wasser aufgespalten wird. Die Spaltung von Wasser in Wasser- und Sauerstoff geschieht mit Hilfe von elektrischem Strom. Wird der benötigte Strom nun aus regenerativen Quellen erzeugt, so sprechen wir von grünem Wasserstoff.

Als erster Schritt zur Herstellung von E-Fuels ist die Effizienz bei der Gewinnung von grünem Wasserstoff von erheblicher Relevanz für den Wirkungsgrad des gesamten Prozesses. Gerade in den letzten Jahren gab es hier erhebliche Verbesserungen. Deshalb können wir davon ausgehen, dass in Zukunft ein Wirkungsgrad von 70% bei der Herstellung von Wasserstoff erreicht wird. Dies bedeutet, dass 70% der für die Elektrolyse aufgewendeten Energie dann auch im Wasserstoff gebunden wird (Quelle: BMBF).

Zweite Zutat: Kohlenstoff aus Carbon Capturing

Neben grünem Wasserstoff ist für die synthetische Herstellung von Kohlenwasserstoff bei der Produktion von E-Fuels auch Kohlenstoff nötig. Dieser kann durch das Verfahren Carbon Capture gewonnen und somit direkt der Atmosphäre entzogen – sozusagen “gefangen“ – werden. Alternativ stammt der benötigte Kohlenstoff aus industriellen Anlagen, denn dort kommt dieser in den Emissionen in höherer Konzentration als in der Atmosphäre vor.

Bei der Verbrennung von E-Fuels wird CO2 freigesetzt. Da der Kohlenstoff des CO2 jedoch zuvor der Atmosphäre entzogen wurde oder aus industriellen Prozessen stammt, führen E-Fuels in der Co2-Gesamtbilanz daher zu keinen zusätzlichen Emissionen. Um das Klima zu schonen, ist es wichtig, dass kein zusätzliches CO2 mehr in die Atmosphäre abgegeben wird. Bereits vorhandenen Kohlenstoff zu verwenden und sich seiner nützlichen chemischen Eigenschaften zu bedienen ist sehr wichtig, da der globale Primärenergiebedarf perspektivisch steigen wird.

Der Herstellungsprozess von E-Fuels

E-Fuels werden in einem Syntheseprozess hergestellt. Die Technik dahinter ist gut erforscht und mittlerweile auch in der Praxis seit vielen Jahrzehnten etabliert. Die Reaktion – beispielsweise im Rahmen der sogenannten Fischer-Tropsch-Synthese – findet in Reaktoren mit Hilfe von Katalysatoren bei Temperaturen zwischen 150 und 300 Grad Celsius und Drücken bis etwa 25 bar statt. Indem man diese Reaktionsparameter, die Art der Katalysatoren und des Reaktors variiert, lässt sich die Palette der Endprodukte gezielt steuern.

Durch den Syntheseprozess nach Fischer-Tropsch entstehen in erster Linie schwefelarme synthetische Kraftstoffe, wie etwa Diesel, oder auch Motorenöle als Produkte. Als Nebenprodukte entstehen zudem längerkettige Kohlenwasserstoffe, die dann als wichtiger Rohstoff für die chemische Industrie dienen. Darüber hinaus entstehen sauerstoffhaltige Kohlenwasserstoffe (Ethanol, Aceton, Ethen, Propen) sowie höhere Olefine und Alkohole. Alle Nebenprodukte können ebenfalls weiterverarbeitet werden.

Unter welchen Bedingungen führen E-Fuels zu keinen Co2-Neuemissionen?

E-Fuels emittieren nur dann keine Co2-Neuemissionen, wenn die für ihre Herstellung benötigte Energie rein aus erneuerbaren Quellen stammt. Die reine Nutzung von E-Fuels ist in der Gesamtbilanz verursacht in diesem Fall keine CO2-Neuemissionen, da das im Zuge der Verbrennung ausgestoßene CO2 zuvor in gleicher Menge entweder aus der Atmosphäre oder industriellen Anlagen im Kraftstoff gebunden wurde.

So weit ist die Industrie aktuell in der Herstellung von E-Fuels

Derzeit gibt es weltweit eine Vielzahl von Projekten zur Herstellung von E-Fuels deren Markthochlauf unmittelbar bevorsteht. Große Spieler auf diesem Feld sind beispielsweise Mabanaft, Porsche und HIF, die gemeinsam in Chile derzeit Produktionskapazitäten von bis zu 500 Millionen Liter E-Fuels pro Jahr umsetzen.

Die Branche steht also nicht nur in den Startlöchern, sondern sie ist bereits voll in Fahrt!

Quellenangaben:

12 Comments

  • uwe Schellin sagt:

    Ich bin begeistert. Ich finde es schade, daß man so wenig in der Presse über e-fuel erfährt.
    Es wird immer nur Angst geschürt, statt Hoffnung mit solch tollen Forschungsergebnissen zu
    verbreiten.
    Ich würde es so gerne sofort tanken – auch wenn es teurer wäre!
    weiter so

    Uwe Schellin

  • Dietlinde Eder-Lehfeldt sagt:

    Wenn das alles so stimmt, warum beschließt man dann ein Verbrenner aus? Das ist doch dann nicht nötig, würde viele Arbeitsplätze erhalten und Ressourcen durch weniger Batterien schonen.
    Ich dachte immer, die Lobby der Autoindustrie sei sehr stark – diesmal hat sie wohl etwas verschlafen.

    • Thomas Schley sagt:

      Die Antwort ist, weil die Herstellung von E-Fuels viel zu ineffizient ist. Man muss große Verluste in Kauf nehmen. Wenn man den benötigten Sprit klimaneutral herstellen will, braucht man extrem viele Windräder oder Photovoltaik. Wir kämpfen ja schon jetzt damit, dass wir genug Fläche dafür bereitstellen können. Ein vollelektrisches Auto ist da einfach effizienter, weil der Strom direkt aus dem Stromnetz in den Akku fließt und man dadurch kaum Verluste hat.

      • Erwin Senf sagt:

        Die Herstellung der Akkus, als auch der E-Fahrzeuge an sich ist Raubbau an der Natur, Menschen/Kindern in 3.-Welt-Ländern. Wie mit defekten Akkus umgegangen werden soll, ist vollkommen unklar.
        Nach dem Herstellungsprozess eines solchen E-Fahrzeugs müsste es hunderttausende Kilometer fahren, um irgendwann seine negative Öko-Bilanz wieder auf Null zu bringen!
        Solange fahren die Dinger aber nicht!
        Jeder neu produzierte Diesel ist innerhalb weniger zehntausend Kilometer, jedem E-Fahrzeug in der Öko-Bilanz überlegen!
        Wer für E-Mobilität spricht, hat sich schlicht und einfach mit dem ganzen Thema nicht beschäftigt, und plappert lediglich die vorherrschende Propaganda nach.
        Es ist einfach nur schwachsinnig eine weltweit existierende und etablierte Verbrenner-Infrastruktur in die Tonne schmeißen zu wollen, und gegen eine komplett andere, nicht etablierte ersetzen zu wollen, und das dann auch noch nachhaltig nennen zu wollen.
        Da trägt halt jahrelange grün-rote Verbots-Propaganda Früchte.

  • Jack Taran sagt:

    Und hier kommen jetzt die vielen Ölheizungsbetreiber ins Gespräch…wieviele Ölheizungen könnten bleiben wenn die Industrie hier schneller wäre…..

  • Peter Schmitt sagt:

    Ich würde gerne meinen e fuel selbst produzierten. Ineffizient sind 7,5ct Einspeisevergütung. Ein E fuel kann gar nicht ineffizienter sein.

  • Heinz-Bert Wolters sagt:

    Absolut der richtige Weg mit den E-Fuels und unerlässlich für unsere zukünftige Mobilität!
    Angenommen, ab 2035 sind NUR noch vollelektrische Antriebe auf den Straßen unterwegs, würde der dafür benötigte Strombedarf, dessen Bereitstellungsmöglichkeiten bis dahin komplett überlasten! Geschweige denn die von grünem Strom! Absolut unmöglich und vollkommen zu kurz gedacht.
    Jeder „gute Mensch“, der meint mit dem Kauf und der Nutzung eines E-Autos der Umwelt einen riesen Gefallen getan zu haben, liegt völlig falsch.
    Der benötigte Strom zur Aufladung der Batterien kommt aus den jeweiligen Ladestationen, dessen Anzahl und Verfügbarkeit sowieso nicht mit dem Wunschdenken der verantwortlichen Politiker Schritt halten kann.
    Aber der Strom dafür, muss ja auch erzeugt werden! Wir verbrauchen momentan gesamtwirtschaftlich, für Privathaushalte und Kommunen ohnehin schon so viel Stromenergie, dass Stand jetzt mindestens davon über 60% davon aus fossilen Brennstoffen hergestellt werden muss, um den gesamten Bedarf überhaupt zu decken!
    Wie soll dann bitte in Zukunft der Gesamtverkehr elekrifiziert werden? Die Rechenaufgabe geht definitiv nicht auf! Auch nicht bis 2035!
    Da werden auch noch andere wichtige Gegenargumente unter den Tisch gekehrt:
    Enorme Ausbeutung von giftigen Rohstoffen für die Bestandteile zur Batterieherstellung, wo an diesen Orten dafür umwelttechnisch große Sünden begangen werden müssen. Die Batterien sind sehr teuer, sehr schwer und müssen nach einer gewissen Lebensdauer erneuert werden. Da fällt dann auch noch zusätztlich eine schier unglaubliche Masse an hochgiftigen Abfall an. Wohin denn damit, ohne die Umwelt noch mehr zu belasten?

    Fazit: Ein Verbrenner-Aus ist der FALSCHE WEG! E-Fuels- und und ein Batterie-Mix, da wo es Sinn macht, das ist die Zukunft!

  • Peter Ungerer sagt:

    Leider wieder eine typisch deutsche Diskussion beim Vizeweltmeister vom Strompreis. Es gibt genügend Nationen wo der Strom 10 Cent und weniger kostet siehe dazu Statista. Der Preis des eFuels wird vom Strompreis bestimmt und deshalb hat Deutschland nicht die geringste Chance hier eine wichtige Rolle in der Produktion einzunehmen. Deutschland wird zum Kohlestrom Autoland, weil die installierten 250 GW Windmühlenstrom durch immer mehr Kohlekraftwerke gestützt werden müssen. Es ist eher so, dass Deutschland die Produktion von eFuels behindern wird, wo immer es geht. Schließlich hat man zugunsten der Windmühlen-Religion schon die AKWs abgeschaft.

  • Ludger Picker sagt:

    E-Fuel und andere Arten der Energiegewinnung, wie zum Beispiel aus Biomasse, setzt Methan frei und wird schon in vielen Bereichen klimaneutral eingesetzt. Solarkollektoren können direkt, ohne die Tierwelt durch Glanz und Spiegelung zu stören, viel Preisgünstiger eingesetzt werden, um den CO2 Gehalt in der Luft zu reduzieren. Das hat auch den Vorteil, das die natürlichen Gasquellen ebenfalls mit einbezogen sind, neben der Biomassengewinnung. Deshalb hingt der Vergleich mit den Elektroautos. Hier ist immer der energetische Fußabdruck gefragt. Wärmetauscher (Kaltluft wird zugeführt und Warmluft zur Erwärmung genutzt Fachbegriff: Wärmerückgewinnung) mit intelligenter Steuerung in der Klimaanlage von Gebäuden, ist viel besser als jede Wärmepumpe, da hier die Luft, welche in den Raum kommt und herausgeblasen wird, entsprechend die Schadstoffe heraus gefiltert werden. Eine Wärmepumpe leistet das nicht und bildet bei einem Brand mit R290/Propan eine Explosionsgefahr. Sehr gefährlich für die Feuerwehr, da keine gefahrlose Entfernung möglich!!!

  • Axel Aßmann sagt:

    Man setzt also Strom aus erneuerbarem Energien ein, um Verbrennungsmotorem zu bewahren, die man gar nicht mehr bräuchte, wenn E-Autos direkt mit dem erneuerbaren Strom betrieben würden… und alles für Porsche 😉

  • Wiedmann sagt:

    unsere Techn.Universitäten erarbeiteten hierzu seit Jahren eine sehr gutes Verständnis für die FTS und es wäre ein Übel, wenn das nicht in der großtechnischen Anwendung genutzt werden würde. Wär ich noch im Beruf, würde ich mich bei der Weiterentwicklung von eFuel Anlagen mit großem Engagement einbringen.

  • Manfred Thümler sagt:

    es wäre gut wenn man solche Anlagen in kleineren Formaten kaufen könnte zb ( 50 bis 100 kW )

    Unsere Firma hat inzwischen große Überschüsse an Solarstrom, den sie wegwerfen muss – Einspeisen ist viel zu kompliziert geregelt –
    Netzanschluss ist zu klein,
    Wasserstoff ist zu teuer zu speichern, Efuels als Speicher wären ideal. Könnte man vorhandene Anlagen Motoren – Tanks weiterverwenden.

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